Bevor ich näher darauf eingehe, möchte ich sagen, das alles was ich zu diesem Thema schreibe, meine Sicht der Dinge sind, wie ich sie sehe, was ich gelernt habe und was für mich Yoga ist.
Yoga kommt aus Indien, dort bezeichnet der Begriff eines der 6 großen philosophischen Systeme auf die Wirklichkeit und eine Methode zur Geistesschulung, die hilft seinen Geist zu klären und zur Ruhe zu bringen. Yoga war ursprünglich ein spiritueller und religiöser Weg, doch seit der Entwicklung des Yogasystems durch den Weisen Patañjali, vor rund 2000 Jahren, hat sich der Yoga weitgehend von seiner religiösen Bindung gelöst und ist somit für alle Menschen und Religionen geeignet, man spricht von einer universalen Spiritualität.
Für mich ist Yoga schlicht und ergreifend Lebensqualität, ein Weg um voll und ganz zu seinem innersten Wesen zu gelangen. Sich und seinen Körper zu spüren, sich weiterzuentwickeln und sozusagen voll im Hier und Jetzt zu sein. Natürlich ist dieser Weg nicht immer einfach und auch Hindernisse stellen sich einem in den Weg. Das ist auch gut so, diese zu erkennen, sie anzunehmen und sie aus dem Leben zu räumen, führt dazu, das man sich weiterentwickeln kann. Gerade am Anfang kommt man schnell an seine Grenzen, ganz egal welche Körperhaltung während der Praxis, sei es Adho Mukha Svanasana oder Virabhadrasana 1, uns zur Verzweiflung bringen, sie gehören zur Weiterentwicklung dazu. Yoga kann gerade am Anfang wirklich eine Herausforderung sein, meistens stellt sich diese schon im ersten Moment dar, das erste Mal vor einem Yogakurs und schon steht man vor der Frage, ist Yoga denn überhaupt etwas für mich? Ja, Yoga ist für jeden etwas, natürlich nur unter der Voraussetzung, das man sich darauf einlässt. Wenn man mit dieser Einstellung auf die Matte geht, dann wirkt Yoga ganz anders, dann wirkt Yoga vom ersteh Moment an, in dem man zum ersten mal einen bewussten Atemzug nimmt. Yoga ist das Synchronisieren von Atmung und Bewegung, wenn dies geschieht ist es nichts anderes als Meditation in Bewegung.
Mal ehrlich, wenn man sich auf Yoga einlässt, auf die Atmung, auf die Haltung, auf seinen Körper und dessen Grenzen, dann findet man auch einen Zugang zu sich selbst. Dann weiß man was es heißt, Achtsamkeit zu üben. Genauso sollte man mit seinen Grenzen, die sich im Laufe der Praxis zeigen umgehen, ja es gibt immer Grenzen im Yoga oder auch im Leben, aber diese Grenzen sind nicht starr und sie lassen sich durch eine regelmäßige Praxis, durch Geduld, durch die Atmung und Vertrauen verschieben, das was heute unmöglich erscheint, erscheint uns im richtigen Moment auf einmal möglich und wir fragen uns wieso es überhaupt mal anders war. Yoga hat die Kraft unser Leben und die Einstellung zu vielen Dingen zu ändern, es kann die Sichtweise auf vieles und worum es im Leben geht verändern. Es vereint uns mit unserem Geist und unserer Seele.
Während früher die Körperübungen/Asanas nur aus einen Grund ins Leben geübt wurden, um den Geist ruhiger werden zu lassen, sich zu fokussieren um dann stundenlang in der Meditation zu verweilen, findet man heutzutage eher die Asanapraxis als Methode um für die Gesundheit des Körpers zu sorgen.
Yoga ist zu 1% Theorie und zu 99% Selbsterfahrung.
Mit der Zeit und mit fortschreitender Übung bemerken wir, das sich dadurch unser Körper und die Einstellung zu unserem Körper verändert. Er wird kräftiger, vitaler, beweglicher und stabiler und so wird es auch unser Geist. Wenn wir beginnen, achtsamer zu üben und feiner in uns hineinzuhorchen, beginnt Yoga in eine andere Dimension zu gelangen, dies ist auch oft der Beginn, an dem wir noch tiefer in die Yogapraxis eintauchen. Pranayama, Asanas, Mantren und Meditation werden dann oft kombiniert. Oft reflektieren wir uns und unser Leben, ändern unsere Ernährung und unsere Einstellung dazu. Unsere Beziehungen zu unserer Familie, zum Lebenspartner oder auch zu unseren Freunden werden oft hinterfragt. Worum geht es denn eigentlich im Leben? Es geht darum glücklich zu sein, gesund zu sein, zufrieden mit uns, mit unserem Leben und mit all dem was wir besitzen zu sein. Dankbarkeit zu fühlen und diese zu leben. Wir werden uns dessen bewusst, dass das Glück nur im Herzen zu finden ist und nicht in der materiellen Welt. All das ist Yoga und wahrscheinlich noch vieles vieles mehr, was sich im Laufe des Weges zeigt.
Yoga verbindet uns alle auf eine heilsame Weise, denn Yoga übt man nicht nur auf der Matte, der richtige Yoga spielt sich im täglichen Leben ab.
Worum geht es im Yoga?
Im Yoga geht es um den korrekten Umgang mit sich selbst und mit seinen Mitmenschen. Es geht um Selbstliebe, zu lernen sich selbst mit einem liebenden Auge zu betrachten und zu respektieren so wie man ist. Es geht um Achtsamkeit sich selbst gegenüber, mit Achtsamkeit zu üben, seinen Körper und seine Grenzen immer zu achten. Auf der Matte kann man den Umgang mit sich selbst sehr gut üben, hier kann man z.B. prüfen ob man sich auf die Asana-Praxis voll und ganz einlässt, seine Grenzen erspürt und vielleicht die Atmung dazu nutzt um diese ein Stückchen weiter zu verschieben, ohne sich in die Gefahr begibt sich zu verletzen. Es zeigt sich allerdings auch oft ob man sich z.B. durch Ängste blockiert und gar nicht erst versucht, diese für uns scheinbar unangenehme Stellung einzunehmen. Die Matte ist unsere Spielwiese, hier sind wir auf uns allein gestellt, hier sind wir mit unserem Körper verbunden, mit unseren Gedanken und Gefühlen, manches mal ist es angenehm und manches Mal sind die Übungen herausfordernd und sogar unangenehm, so dass wir am liebsten davor weglaufen würden. Wieso löst der Gedanke sich auf den Kopf zu stellen bei manchen Angst aus? Gibt es Ängste, mit denen man sich außerhalb der Matte herumplagt? Hier stellt sich die Frage: Kann ich mich darauf einlassen? Gibt es einen Weg, wie ich Schritt für Schritt die Angst besiege und der Kopfstand ein Vergnügen für mich wird? Ich würde sagen: Ja den gibt es, wir sollten lernen Yoga auf unseren Körper und Geist anzupassen und nicht nur so zu funktionieren, wie wir glauben, das alle anderen es erwarten. Gerade die Asanas, die wir gar nicht gern mögen, sind unsere besten Lehrer, in diesen Momenten, sehen wir ganz klar unsere Grenzen, müssen ehrlich mit uns selbst sein und können lernen, uns intensiv zu spüren und auf unsere Bedürfnisse zu hören. Uns selbst der Nächste sein, nicht versuchen jemand, der wir vielleicht gern wären, zu sein. Uns selbst mit einem liebenden Auge zu betrachten sollte bei uns immer ganz oben auf unserer Prioritätenliste sein. Diese Herausforderungen gehören zum Yoga, genauso wie sie auch zum Leben gehören.
Es geht auch darum eine regelmäßige Praxis in sein leben zu etablieren und um die innere Haltung mit der wir diese Praxis angehen, wie wir in die Haltungen hinein und wieder herausgehen.
Nur wenn man sich selbst lieben und schätzen kann, kann man auch andere mit einem liebenden Auge sehen, sie nicht gleich mit Vorurteilen in Schubladen stecken, sondern ihnen vielleicht die Chance geben, ohne gleich bewertet zu werden.
Es geht um Einheit mit uns selbst, im Bezug auf Körper, Geist und Seele, um die Einheit mit anderen, mit dem Leben und der Welt.
Und es geht auch darum das Leben und den Yoga nicht immer zu verbissen zu sehen, man sollte lernen, das man Dinge im Leben oder auch z.B. eine Asana, nicht erzwingen kann. Durch das Loslassen und frei sein von Erwartungen, kommt meist alles von ganz allein und immer im richtigen Moment im Leben.
“Es geht nicht darum gut in etwas zu sein, es geht darum gut zu dir selbst zu sein!”